Mahnmal zum 50jährigen Bestehen des Staates Israel
Die Geschichte eines außergewöhnlichen Kunstwerks (1998-2018)
Kamener Stadthalle, Juni 1998
Ein völkerverbindendes Kunstwerk zum 50. Jahrestag des Staates Israel entsteht 1998 in Kamen
Aus Anlass des 50jährigen Bestehens des Staates Israel im Jahr 1998 hat der Kamener Künstler Reimund Kasper ein Konzept entwickelt, das zusammengefasst ein völkerverbindendes Kunstwerk präsentiert.
Auf 50 Holztafeln stellt der Künstler menschliche Figurationen dar, die israelisches Leben, israelische Kultur und israelische Geschichte auf den Körperflächen in freier Formsprache zum Ausdruck bringen.
Die Bildaussage ist nicht dokumentarisch geordnet. Sie zeigt vorrangig den Ausdruck von Zeitgeist, persönliche Erfahrung und die künstlerische Umsetzung im Arbeitsprozess des Künstlers.
Es ist eine besondere Herausforderung für einen deutschen Künstler der Nachkriegsgeneration gewesen, ein solches Werk zu erarbeiten. Denn die Vergangenheit gehört zum Bestandteil unseres Lebens, ohne sie gibt es keine Gegenwart oder Zukunft.
Das Vermächtnis an die nächste Generation muss daher lauten: Zukunft ohne Vergessen!
Reimund Kaspers Kunstwerk soll der Verständigung und als Mahnung dienen und zugleich der Kulturwelt sagen: Die Kunstschaffenden sind nicht die Dekorateure, sondern das intellektuelle Gewissen unseres Landes.
Ein sakrales Raumerlebnis
Am 15. Juni 1998 wurde das Werk in der Kamener Stadthalle der Öffentlichkeit in der Darstellungsform eines begehbaren Kreises vorgestellt.
Die 50 Holzstelen bilden einen Raum von ca. 5 Metern Durchmesser mit einer Raumhöhe von 3 Metern.
Die Geschlossenheit des imaginären Raumes durch die schmalen Holztafeln erzeugt ein sakrales Raumerlebnis, das den Betrachter ganz für sich beansprucht.
Dieser Moment mit der mahnenden Stille ist gewollt und lässt Freiraum für eigene Gedankengänge zu.
Der Schmerz eines Landes
Ein imaginärer "Raum", kreisförmig inmitten einer multifunktionalen Halle. Wer diesen "Raum" betritt, fühlt sich gefangen von einer sakralen Atmossphäre, gefangen von schwarz-weißen Bildern. Gemalt auf 50 Holzstelen. Und wie man sich auch wendet, dem Leben Israels blickt man immer ins Gesicht.
Die "Unendlichkeit" eines Staates, der in diesem Jahr sein 50jähriges Bestehen feiert und dessen Vergangenheit nicht erst 1948 begann, ist jetzt in der Kamener Stadthalle zu sehen. Keine Ausstellung, die mit Quantität protzt; stattdessen ein rundes Gesamtwerk von sechs Metern Durchmesser aus 50 Elementen. Eine qualitative Retrospektive als Zeichen von Aufarbeitung, aber auch als ein Signal für die Zukunft.
Der "Holocaust" schwebt wie ein Schwert über dem Werk. "Ein Land kann wie alles Menschliche nur aus der Vergangenheit leben", begründet Reim Kasper. Die gemeinsame, vor allem furchtbare Geschichte von Deutschen und Juden bringt er auf der ersten Säule nur mit Namen in Erinnerung: Karl Marx, Rosa Luxemburg oder Max Reinhardt, deutsche Juden. Dann folgen Stelen mit dem KZ Buchenwald, der Tötung eines jüdischen Kindes. "Das ist der Schmerz eines Landes".
Kasper schöpft Geschichte künstlerisch aus. Nicht nur, wenn er das positive Zusammenleben der Volksgruppen jenseits politischer Ideologien darstellt, spielt er ganz besonders mit Realitäten. Dieses Spiel "mag der Realität nicht immer entsprechen, dem Denken eines Israeli aber bestimmt", ist er sicher. "Wer Israel verstehen will, darf nicht die lange Geschichte vergessen und nur auf die vergangenen 50 Jahre blicken", betonte der Landesrabbiner von Westfalen, Dr. Henry G. Brandt. "Israel ist ein junger Staat, der tiefe Wurzel in der Geschichte hat".Zwischen Volk und Land bestehe ein fast mystisches Band, das sich nie lösen werde.
Pressetext: Hagen Strauß, 1998
TV-Bericht (Klicken Sie zum Abspielen des Videos auf den Play Button!)
Der WDR stellt in diesem Bericht das in der Kamener Stadthalle präsentierte Kunstwerk vor. Redebeiträge kommen vom Künstler Reimund Kasper, dem damaligen Kamener Bürgermeister Manfred Erdtmann und dem Kamener Simon Almog. Abgerundet wird der Bericht mit einer Diskussion um den Verbleib dieses einzigartigen Mahnmals im Zeichen des interkulturellen Austauschs.
Ben-Gurion Universität in Eilat - Der heutige Standort des Kunstwerkes (Update 2018)
Das ungeteilte Kunstwerk steht heute als Mahnmal in der israelischen Stadt Eilat am Roten Meer, genauer gesagt in einem zentralen Klassenzimmer-Gebäude der Ben-Gurion Universität in Kamens Partnerstadt Eilat. Das Gebäude ist frei zugänglich, so dass bisher viele tausend Studenten Reimund Kaspers Mahnmal als Vermächtnis an zukünftige Generationen gesehen haben. Auch Gästen, die den dortigen Marcus Campus besuchen, wird dieses außergewöhnliche Kunstwerk vorgestellt. Am 15. Juni 2018 feiert das Mahnmal sein 20jähriges Bestehen und der Staat Israel den 70. Geburtstag seiner Staatsgründung. David Ben-Gurion, der Namensgeber der Universität, war der erste Ministerpräsident des modernen Staates Israel, der am 14. Mai 1948 die Unabhängigkeit seines Landes proklamierte. Nach dem hebräischen Kalender feiert Israel bereits im April 2018 sein 70. Jubiläum.
Ben-Gurion Universität/Eilat, Israel 2018 | Fotos: Yaakov Yardeni und Yaniv Belhassen
Ein herzliches Dankeschön an Prof. Rivka Carmi, Präsidentin der Ben-Gurion Universität, ihre Assistentin für internationale Angelegenheiten, Ravit Ram, und die Fotgrafen Yaakov Yardeni und Yaniv Belhassen.